Peter Grimes | Theater Münster 2012
Kritiken
Musikalische Leitung:
Fabrizio Ventura

Regie:
Andreas Baesler

Bühne:
Andreas Wilkens

Kostüme:
Gabriele Heimann

Video:
Stephan Komitsch


Mitwirkende
Peter Grimes | Theater Münster 2012

(…) Regisseur Baesler und sein Bühnenbildner Andreas Wilkens haben dafür das passende Bild gefunden. Ihre Kulisse gleicht einem Stadtplan-Teppich, auf dem Kinder ihre Autos hin- und herschieben. Straßen und Häuser sind mit weißen Linien auf grauem Grund markiert. Nur wenige Möbel und Requisiten Ellens Bett, Peters Boot, die Kirchenbänke stehen wie Spielzeug auf dem Teppich. Dieses geisterhafte Kinderzimmer ist wie geschaffen, um die verschiedenen Handlungsebenen gleichzeitig sichtbar zu machen. Wenn Ellen in ihrem Zimmer ihr Leid klagt, während im Hintergrund Kirchenbesucher Choräle singen, ist das ebenso virtuos in Szene gesetzt wie der Kontrast zwischen den lästernden Dörflern in der warmen Kneipe und dem wahnsinnigen Grimes draußen im Sturm. Gerade diese Polyphonie innerhalb der Szenen macht den größten Reiz in Brittens Komposition aus, und die Regie verbildlicht sie mit einer handwerklichen Perfektion sondergleichen.(...)

Münstersche Zeitung, 26. März 2012


(…) Die Bühne, in der Baesler dieses Geschehen stattfinden lässt, spiegelt weniger die Stimmungen wider, die Brittens musikalische Naturbilder auf die Menschen des Stücks werfen, sondern symbolisiert die zynische Versuchsanordnung einer Gemeinschaft, die den Andersartigen vernichtet: Die in Lars von Triers „Dogville“ auf die Kinoleinwand gebrachte Kargheit der aufgemalten Straßen und Gebäude darf in Andreas Wilkens’ Bühnenbild als Chiffre für die Not des Außenseiters gelten.

Westfälische Nachrichten, 27. März 2012